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70mm Film Introductions
Schauburg's 9th Todd-AO 70mm festival,
Karlsruhe, Germany
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in70mm.com
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Feature
film text by: Wolfram
Hannemann, Korntal, Germany, DEFA 70 titles introduced by
Dr. Schenk, Head of DEFA Stiftung |
Date:
22.09.2013 |
Egal wie die Wahl am kommenden Sonntag
ausgehen wird – Sie haben bereits richtig gewählt. Nämlich hier zu sein
in Karlsruhe in der Schauburg, einem Kino, das es in der Republik nur
einmal gibt. Und damit herzlich willkommen zum 9. Todd-AO 70mm
Filmfestival. Gerade in einer Zeit, wo wirtschaftliche Erwägungen alle
Kinos weltweit zur Digitalisierung zwingen, wird es immer wichtiger,
einen Ort zu schaffen, an dem Filme noch so zu sehen sind, wie sie von
ihren Machern damals konzipiert wurden. Die Schauburg ist einer dieser
wenigen Orte. Trotz Aufrüstung auf modernste Digitaltechnik wird hier
auch die traditionelle Vorführtechnik mit Filmrollen und Licht- und
Magnetton weiterhin gepflegt. Diese alte Technik, wie ich sie einmal
nennen möchte, kommt einmal im Jahr während des 70mm-Filmfestivals
geballt zum Einsatz und beweist dann immer wieder aufs Neue, dass sie
noch längst nicht zum alten Eisen gehört. So freue ich mich mit Ihnen an
diesem Wochenende auf ein sehr abwechslungsreiches Filmprogramm, das von
unseren Vorführern wieder alles abverlangen wird. Und sollte es wider
Erwarten ein Problem geben – keine Panik: das gehört alles zum Plan! Wer
mich noch nicht kennt: mein Name ist Wolfram Hannemann, ich arbeite als
Filmkritiker und ich werde an diesem Wochenende in einige der gezeigten
Filme einführen, jeweils in Deutsch und Englisch (oder besser:
Schwäbisch und Denglisch).
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Good morning, Widescreeners! According to
our mission statement that „we will show and watch everything, provided
that it is 70mm wide“, we have prepared another fine selection of
rarities and oddities that will make your hearts jump. And to be honest:
who cares about color, anyway? The wider the image, the better it
compensates for faded colors, doesn’t it? And it still leaves us with
that mostly brilliant sharpness of the picture and a full 6 track
magnetic stereo soundtrack. But beware: during this weekend you will be
treated to quite a lot of color material. Unlike the Eastman Kodak
material, it seems that the ORWO stock was made to last forever, as will
be proven by three feature length films included in our program. To make
everyone happy we have got everything: drama, history, dancing, singing,
the deep blue sea, UFOs, the desert, battles, artists and lots of
sandals plus the added attraction of surprises! And we have got our
traditional rituals like the „Get Together“ this evening, now called „Hoepfner
70“ for obvious reasons, and the famous widescreen breakfast on Saturday
and Sunday mornings. And there is yet another ritual of which I am part
of – the introduction to the screenings. My name is Wolfram Hannemann
and I am a free lance film critic. If you feel that the intros are
boring, don’t be alarmed – it is intended to be that way to give you the
chance to get some sleep before the film starts. As always I will try to
give you part of the infos in German and the other part in English.
Well, at least it sounds a bit like English, doesn’t it?
Which brings me directly to our first movie.
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"DER GROSSE WALZER" / "The Great
Waltz" 11:00
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Zu dem Film, den wir Ihnen jetzt gleich in
bewährter Roadshow-Manier zeigen werden, gibt es leider nicht viele
Informationen. Lassen Sie mich daher etwas über seinen Regisseur
erzählen, zumal wir im Rahmen unseres Todd-AO-Festivals bereits einen
anderen seiner Filme im Programm hatten.
Andrew Lysander Stone wurde am 16. Juli 1902 in Oakland, Kalifornien,
geboren und begann bereits im Alter von nur 16 Jahren in der
Filmindustrie Fuß zu fassen. Sein Weg führte ihn dort von Tätigkeiten im
Verleih, über das Kopierwerk bis hin in die Requisitenabteilung, bis er
sich von 1927 an schließlich als Regisseur sogenannter „Two Reelers“
etablierte. In den 1930er- und 40er-Jahren schrieb, produzierte und
inszenierte er Komödien und Musicals, von denen STORMY WEATHER aus dem
Jahre 1943 mit seiner komplett farbigen Besetzung der noch bekannteste
Film sein dürfte. Im selben Jahr gründete er gemeinsam mit Ehefrau
Virginia seine eigene Produktionsfirma. Virginia zeichnete von nun an
als Co-Produzentin sowie Schnittmeisterin für die gemeinsamen Projekte
verantwortlich. Von 1950 an spezialisierten sich die beiden auf
Thriller, die aus Gründen der Authentizität und Wirtschaftlichkeit
ausnahmslos „on location“ gedreht wurden. Dazu gehörte auch der 1960
entstandene spannungsgeladene Schiffsuntergangsfilm THE LAST VOYAGE.
Mitte der 1960er-Jahre kamen Andrew und Virginia Stone nach England, um
drei Filme zu inszenieren. THE PASSWORD IS COURAGE von 1962, eine auf
Tatsachen beruhende Kriegsgefangenengeschichte mit Dirk Bogarde,
enthielt zwar ein paar recht passable Sequenzen, erweckte jedoch den
Eindruck einer in letzter Sekunde geänderten Schnittfassung, was man mit
einer Stimme aus dem Off zu kaschieren versuchte – ein Merkmal für viele
Filme der Stones. Dann 1964 NEVER PUT IT IN WRITING, eine ziemlich
schwache irische Komödie mit Pat Boone und schließlich 1965 THE SECRET
OF MY SUCCESS, eine skurrile, witzlose und leicht frauenfeindliche Farce
in drei Episoden, die erfolglos versuchte, aus James Booth einen großen
Star zu machen. Stone wendete sein „all location“- Prinzip auch auf
seine beiden in Europa entstandenen Prunk-Musicals an: SONG OF NORWAY
von 1970, den wir alle hier vermutlich noch in bester Erinnerung haben,
und THE GREAT WALTZ von 1972. Zuvor hatte er sich von Ehefrau Virginia
getrennt, danach ging er in Ruhestand – mit einer Ausnahme: 1977 war er
als Regieassistent bei James Goldstones ROLLERCOASTER tätig. Andrew L.
Stone starb am 9. Juni 1999 im Alter von 96 Jahren.
THE GREAT WALTZ entstand an Originalschauplätzen in Wien und Salzburg
und wurde von Davis Boulton fotografiert, mit dem Andrew Stone bereits
bei THE PASSWORD IS COURAGE, THE SECRET OF MY SUCCESS und SONG OF NORWAY
zusammenarbeitete. Im Gegensatz zu Letzterem, der noch im Super
Panavision 70 Format aufgenommen wurde, beschränkte sich die Produktion
bei THE GREAT WALTZ auf anamorphotisches 35mm Panavision. Die
musikalische Leitung oblag Roland Shaw, der auch bereits SONG OF NORWAY
musikalisch ausgestaltete und der im Mai letzten Jahres im Alter von 91
Jahren verstarb. Die Musikaufnahmen bewerkstelligte kein geringerer als
Eric Tomlinson, der für die technische Realisierung unzähliger
Filmmusiken verantwortlich war.
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THE GREAT WALTZ was made in 1972 and is a
loose remake of MGM’s 1938 Johann Strauss II biopic of the same name and
a ‘sequel’ of sorts to Andrew L. Stone’s 1970 Grieg biopic SONG OF
NORWAY, also presented in Cinerama. Although THE GREAT WALTZ was not
originally conceived as a Cinerama production it was shown in at least
one Cinerama theatre: the London Casino, where it ran from November 29,
1972 to May 2, 1973 - that is five months and one week. Officially it
was the last film licensed as a Cinerama presentation and was filmed in
35mm anamorphic Panavision and blown up to 70mm for selected roadshow
engagements. In other venues it played in 35mm with four-track magnetic
stereo sound. The film performed only modestly at the box office,
earning a US/Canadian rental of $1.7 million according to „Variety“,
though it was apparently not hugely expensive. Critical reception was
also very mixed. The following quotation is from the review by Peter
Buckley in „Films and Filming“:
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“I’d wager some sort of small bet that never in the history of the
cinema has one film managed to pack so much that is so awful into one
short space of time. Did I say short? What a slip. No, two hours and 14
minutes ain’t short. Special mention must be made of Onna White’s
choreography which hits a new low in inspiration and execution. She has
collected what appears to be a few rejects of the Young Generation [a
British television dance troupe]...and instructed them to be sure and
smile a lot while they do their laborious prancing. Generally speaking
they waltz well – like an action replay of COME DANCING gone wild – but
for the remainder of the time they circle about slapping their beefy
thighs while they mug the camera. Enough already.”
Well, that sounds very promising to me and reminds me of another
favorite in our Todd-AO 70mm film festival: SONG OF NORWAY. Wasn’t that
fun?
My sincere thanks goes to Sheldon Hall for providing most of the
information I used in this intro.
And now enjoy the wonderful music of Johann Strauss II!
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"GOYA – oder Der arge Weg der Erkenntnis" 15:00
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Dr. Schenk, Head of DEFA Stiftung
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"KHARTOUM" 19:15 Uhr
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Guten Abend, meine Damen und Herren, im
Namen der Schauburg darf ich Sie herzlich willkommen heissen zur Ultra
Panavision 70 Präsentation von KHARTOUM.
Vielleicht erinnert sich der Ein oder Andere noch, dass wir KHARTOUM
schon einmal im Rahmen des 70mm-Festivals gezeigt haben. Das war im
Jahre 2007. Damals kam eine deutsche Erstaufführungskopie zum Einsatz,
die optisch derart korrigiert war, dass sie nur an den Bildrändern links
und rechts anamorph gequetscht, ansonsten aber komplett sphärisch war.
Die Kopie, die wir Ihnen heute zeigen, ist erst ein paar Jahre alt und
ist eine echte „Ultra Panavision“-Kopie, d.h. das Bild ist über die
gesamte Breite anamorphotisch verzerrt. Bei der Projektion kommt ein
entsprechender Objektivvorsatz zum Einsatz, der das Bild entzerrt. Um
das Bild in seiner gesamten Breite auf unsere Leinwand zu bekommen,
müssen wir es allerdings verkleinern, so dass wir mit reduzierter
Bildhöhe fahren, wodurch schwarze Balken am oberen und unteren Bildrand
entstehen. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir uns schnell daran
gewöhnen werden.
Ich habe diese neue Kopie erstmals vor vier Jahren in Bradford gesehen.
Hergestellt wurde sie bei Fotokem in den USA, einem der wenigen
Kopierwerke weltweit, die noch 65mm-Negative verarbeiten können.
Allerdings war Andrew Oran und seinem Team ein Fehler unterlaufen und so
befand sich die Pause plötzlich an einer vollkommen falschen Stelle im
Film. Ich weiß nun nicht genau, was Stand der Dinge ist, aber ich gehe
davon aus, dass unsere Vorführer diesen Makel, sofern er noch immer
vorhanden war, beseitigt und die Pause an die dafür vorgesehene Stelle
platziert haben. Für einen Film von gerade einmal 134 Minuten Laufzeit
ist so eine Pause gewiss etwas ungewöhnlich, doch wurde KHARTOUM ja
speziell für Cinerama-Kinos konzipiert, die ihre Filme stets in
sogenannter „Roadshow“-Manier präsentierten. Es gibt also auch eine
Ouvertüre, eine Pausenmusik, ein Intermezzo, eine End Credit Musik und
eine Auslassmusik. Die – wie auch die gesamte andere Musik im Film –
stammt aus der Feder von Frank Cordell, der 1918 im englischen Surrey
geboren wurde. Cordell begann seine musikalische Laufbahn als
Orchestrator und Dirigent bei der Royal Air Force und wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg Musikdirektor des Radiosenders der Streitkräfte. Bald
schon schrieb er Musik für BBC Hörspiele und begann mit Musikaufnahmen
für das HMV Label, das zahlreiche Schallplatten mit Unterhaltungsmusik
veröffentlichte. Bereits in den 1930er-Jahren arbeitete Cordell für das
britische Studio der Warner Brothers und schrieb Musik zu Filmen wie THE
VOICE OF MERRILL und THE CAPTAIN’S TABLE. Cordell gab schließlich seine
Karriere bei HMV auf, um sich voll und ganz der Filmmusik zu widmen. Zu
seinen Werken gehören unter anderem die Filmmusiken zu RING OF BRIGHT
WATER und CROMWELL, der ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte. Auch
wurde Cordell mit der Musik zu Kubricks 2001 beauftragt, für den er
Mahlers Sinfonie Nr. 3 adaptierte. Seine Arbeit für diesen Film wurde
jedoch ebensowenig verwendet wie Alex Norths Partitur, nachdem sich
Kubrick für Musik aus der Konserve entschied. Seine letzte Filmmusik
schrieb Cordell 1976 für Larry Cohens GOD TOLD ME TO, bevor er sich
zurückzog um Konzertmusik zu schreiben. Cordell verstarb am 6. Juli 1980
nach kurzer Krankheit im Alter von 62 Jahren.
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KHARTOUM from 1966 was one of the last
widescreen epics and one in a long line of historical dramas to star
Charlton Heston. For Heston, the film was a landmark as it placed him
alongside Sir Laurence Olivier, a personal idol and a man considered to
be the world’s greatest living actor.
KHARTOUM had a long and troubled production history after the original
screenplay by Robert Ardrey was purchased by producer Julian Blaustein
in 1962. Blaustein had originally intended for Burt Lancaster to play
General Gordon and the film was to have been directed by Lewis Gilbert
with cinematography by Freddie Young and art direction by John Stoll,
both of whom had worked on David Lean’s LAWRENCE OF ARABIA. But after
the production was in place in the Sudan, political unrest broke out in
1964 and Blaustein was forced to relocate to Egypt. By 1965 Lancaster,
Gilbert, Young and Stoll were obligated to move on to other commitments
and KHARTOUM was lacking a star and a director. Even Olivier dropped out
of the film at one point, but eventually returned, as Blaustein was able
to bring Charlton Heston on board in the lead role and assign Basil
Dearden to direct. The film was budgeted at $5 million and was part of a
group of major productions funded by United Artists, including George
Roy Hill’s epic HAWAII (1966), the James Bond adventure THUNDERBALL
(1965) and the Beatles film HELP! (1965). Switching locations cost the
production of KHARTOUM at least $100.000, and while the Egyptian
government provided thousands of soldiers for the spawling battle
sequences, producer Blaustein suffered ongoing problems with the
Egyptian locals that added to the cost, eventually bringing the total
outplays past $7 million.
Basil Dearden was initially optimistic about the prospects of shooting
in Egypt. The English director was known for smaller-scaled films and he
wanted to keep the focus of his epic on characters. With Charlton
Heston’s box office clout and long experience in portraying historical
characters, Dearden was off to a good start, and at the time Heston
considered Gordon to be his most challenging role. Heston was
understandably nervous about working with Olivier, but he found the
experience highly rewarding, as he relates in his autobiography.
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Heston brings off one of his more nuanced performances in KHARTOUM,
rendering a believable British accent and holding his own against
heavyweights from the Old Vic like Olivier and Ralph Richardson.
KHARTOUM was well received upon its release in 1966 and Heston's
performance singled out for praise, with many critics claiming that he
outshone Olivier in the film. With his skin stained a deep brown and
dressed in Arab finery, Olivier’s Mahdi is an exotic and stylized
presence and more than one critic pointed out the similarity to the
actor’s performance as the Moor in his film of Shakespeare’s OTHELLO,
released a year before KHARTOUM.
One key player in KHARTOUM was an old associate of Charlton Heston:
stunt coordinator and second unit director Yakima Canutt, who had
choreographed the famous chariot race in BEN-HUR, and for KHARTOUM
oversaw the film’s many battle scenes, arranging elaborate stunts
involving horses, cannons, spears and sword fights – and even
photographing action footage while Basil Dearden shot the film’s
dramatic scenes simulteneously.
And now let us get lured deeply into the desert of the Sudan, where the
Mahdi and General Gordon are waiting for us...
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"EINE BRAUT FÜR SIEBEN BRÜDER" /
"Seven Brides for Seven Brothers" 10:30 Uhr
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Auf unseren nächsten Film freue ich mich
ganz besonders, handelt es sich doch um einen echten Augen- und
Ohrenschmaus. Und einen vom produzierenden Studio weit unterschätzten
dazu. Denn wäre es nach Metro-Goldwyn-Mayer gegangen, würde es sich bei
EINE BRAUT FÜR SIEBEN BRÜDER aus dem Jahre 1954 um nicht mehr als B-Ware
handeln. Als Produzent Jack Cummings MGMs Regie-Wunderkind Stanley Donen,
damals gerade einmal 27 Jahre alt, mit der Regie beauftragte und der
sogleich die Drehzeit auf über ein Jahr veranschlagte, um von den
verschiedenen Jahreszeiten an den Originalschauplätzen zu profitieren,
reagierte MGM postwendend mit einer radikalen Budget-Kürzung. In der
Chefetage des Konzern hatte man weitaus mehr Vertrauen in das
Umsatzpotenzial der gleichzeitig entstehenden Musicalverfilmung von
BRIGADOON unter Regie von Vincente Minnelli. Das geringere Budget
verdammte Stanley Donen dazu, seinen Film fast ausschließlich im Studio
zu drehen – also vor gemalten Hintergründen anstelle von Außenaufnahmen.
Nichtsdestotrotz qualifizierte Donens Mitarbeit an Kassenerfolgen wie
SINGIN‘ IN THE RAIN, ON THE TOWN oder TAKE ME OUT TO THE BALL GAME ihn
als die perfekte Wahl für die Regie.
Die Idee war, die Kurzgeschichte „The Sobbin’ Women“ von Stephen Vincent
Benet, die auf der altrömischen Geschichte „Der Raub der Sabinerinnen“
von Plutarch basiert, zu verfilmen und diese mit traditionellen
amerikanischen Volksliedern musikalisch aufzupeppen. Doch nachdem ein
ganzer Monat verstrichen war, ohne dass Produzent Jack Cummings
geeignetes Material fand, fiel die Entscheidung für eine eigens
komponierte Originalmusik. Johnny Mercer und Gene de Paul wurden mit den
Songs beauftragt, Saul Chaplin und Adolph Deutsch mit der Orchestermusik.
Um die Musicalnummern zu inszenieren, holte Stanley Donen den
Choreographen Michael Kidd an Bord. Der weigerte sich übrigens zunächst
vehement, Tanznummern zu integrieren, denn, so Kidd, „niemand wolle
ungewaschene, unrasierte Typen tanzen sehen!“ Der Rest ist Geschichte.
Bemerkenswert bleibt die Tatsache, dass Donen seinen Film nach nur 48
Drehtagen im Kasten hatte. Und das gleich im doppelten Sinn. Denn MGM
ließ nicht nur eine CinemaScope-Version herstellen, sondern bestand auch
auf eine herkömmliche, nicht anamorphotische Version. Schließlich wollte
man im Falle eines Falles alle Kinos beliefern können. Man bedenke, dass
CinemaScope 1954 erst am Anfang seines Siegeszuges stand und noch längst
nicht alle Kinos umgerüstet waren. Laut Stanley Donen kam die
Standardversion übrigens nie zum Einsatz in den Kinos.
Was den Erfolg des Films angeht, wurde MGM eine Lektion erteilt. Denn
das von der Führungsriege abgewertete Projekt entwickelte sich innerhalb
kürzester Zeit zu einem riesigen Publikumserfolg. So riesig, dass sogar
der für MGMs Lieblingskind BRIGADOON reservierte Einsatztermin in der
Radio City Music Hall in New York kurzerhand für EINE BRAUT FÜR SIEBEN
BRÜDER verwendet wurde. Bei den Academy Awards wurde der Film gleich in
fünf Kategorien nominiert und erhielt den Oscar schließlich in der
Rubrik „Best Music, Scoring of a Musical Picture“ mit Saul Chaplin und
Adolph Deutsch als Preisträger.
Diesem Erfolg des Filmes ist es wohl auch zu verdanken, dass MGM ihm in
der Hochphase der 70mm-Ära Ende der 1960er-Jahre ein 70mm Blow Up
spendierte. Dieses Blow Up basiert auf der 1:2.55 breiten CinemaScope-Version,
die durch Bildbeschnitt links und rechts für eine vollformatige
70mm-Präsentation angepasst wurde. Und mehr noch: MGM beschloss, den
Film jetzt in echter „Roadshow“-Manier zu zeigen und fügte noch eine
Pause ein - und das bei einer Lauflänge von nur 102 Minuten.
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Welcome to a time when the world was still
in order - at least according to American standards valid in the 1950s,
when emancipation was completely unheard of. Stanley Donen’s musical
SEVEN BRIDES FOR SEVEN BROTHERS was born in exactly that time, a time
when it was a woman’s biggest aim to cook for her husband to keep him
happy. When the film was made in 1954 it originally was titled THE
SOBBIN‘ WOMEN. MGM’s marketing department however thought that nobody
would like to see a film with THAT title and so they changed it to A
BRIDE FOR SEVEN BROTHERS. This of course alarmed the censors who
subsequentially saw American morale under fire: one bride and seven
brothers – oh no! That’s when somebody came up with the idea to call it
SEVEN BRIDES FOR SEVEN BROTHERS. The American morale was saved! But then
censors watched a bit closer and came up with something even worse: in
the song "Lonesome Polecat" the brothers lament „A man can't sleep when
he sleeps with sheep". Well I guess that those censors did have a very
vivid fantasy back then, didn’t day? The only way the film-makers were
able to get away with that was by not showing any sheep in the same shot
as the brothers. Well then... Oh yes, there are other animals in the
film besides sheep. Watch out for birds flying onto the set during
„Wonderful, Wonderful Day“ and several of them crashing into the painted
backdrop in the background. Obviousely censors did not watch that scene.
I would also like to draw your attention to the wonderful brides‘
costumes which were made by designer Walter Plunkett who turned old
quilts he got from the Salvation Army and turned them into dresses! Not
to mention the spectacular tight corsets the girls are wearing in the
film!
Please don’t get me wrong – being a fan of old fashioned American
musicals my introductory comments should be judged as my personal
declaration of love to this great genre! I am quite confident that you
all will enjoy this travel back in time. And you will enjoy it even more
if you fully understand the German dubbed dialogues. At least the
dubbers did not touch the songs themselves. These will be presented with
their original singing voices while being subtitled in German. And
please don’t be too confused when realizing that despite its running
time of only 102 minutes this 70mm blow up print from the late 1960s
features a real intermission. Enjoy the show!
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"IM RAUSCH DER TIEFE" / "The Big
Blue" 16:00 Uhr
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Es gibt einen Ort auf dieser Erde, der
seltsamer ist als alle anderen, der kaum erforscht ist und sehr
geheimnisvoll. Es ist ein Ort, den man mit dem Weltall vergleichen kann,
denn auch dort haben die bekannten Vorstellungen von Zeit und Raum keine
Bedeutung mehr. Es ist ein magischer und gefährlicher Ort, an den sich
der menschliche Körper und der menschliche Geist sehr langsam gewöhnen
müssen. Es ist der einzige Ort auf dieser Welt, an dem sich ein Mann wie
Jacques Mayol wirklich zuhause fühlen kann. Es ist das Meer, die endlos
blaue Tiefe.
Und damit willkommen zu einem Film, auf den ich mich persönlich sehr
freue, erzeugt er bei mir doch immer wieder sofort wohlige Gänsehaut.
Ohne Zweifel gehört IM RAUSCH DER TIEFE zu meinen absoluten Kultfilmen
und zu jenen Filmen, die ich in meinem bisherigen Leben wohl am Öftesten
gesehen habe.
Drei Jahre nach seinem Pariser Untergrundabenteuer SUBWAY mit
Christopher Lambert und Isabelle Adjani in den Hauptrollen erfüllte sich
der ehemalige Tauchlehrer Luc Besson mit dem Drehbuch und der späteren
Verwirklichung von IM RAUSCH DER TIEFE einen lang gehegten Traum.
Inspiriert wurde der Regisseur bei seinem Drehbuch von der Rivalität des
Franzosen Jacques Mayol und des Italieners Enzo Maiorca, die sich in den
1960er Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren die Tauchrekorde
gegenseitig abjagten. Die Hauptdarsteller Jean Reno und Jean-Marc Barr,
der nie zuvor in seinem Leben getaucht war, nahmen als Vorbereitung für
den Film an einem mehrmonatigen Training teil. Weder Reno noch Barr
ließen sich in einer der zahlreichen Unterwassersequenzen doubeln, die
in einer Tiefe von bis zu 40 Metern gedreht wurden. Als technischer
Berater während der neunmonatigen Dreharbeiten fungierte der
Tauchweltrekordler Jacques Mayol, an den Jean-Marc Barrs gleichnamiger
Filmcharakter angelehnt ist.
IM RAUSCH DER TIEFE avancierte mit seiner außergewöhnlichen Fotografie,
der märchenhaften Geschichte und Eric Serras populärer Synthesizer-Musik
zum Kultfilm der auslaufenden 1980er Jahre. Luc Bessons auf 80 Mio.
Francs (ca. 12 Mio. Euro) geschätztes Unterwassermärchen war so
erfolgreich an den Kinokassen, dass der Film mehr als ein Jahr lang in
den französischen Kinos gezeigt wurde. Ebenso lang übrigens auch in
Stuttgart! Der Erfolg, den er in Europa hatte, blieb dem Film in den USA
allerdings verwehrt. Was nicht verwunderlich ist, nachdem die Amerikaner
den Film nicht nur kürzten, sondern darüber hinaus auch die Musik von
Eric Serra durch eine Neukomposition von Bill Conti ersetzten und dem
Film schließlich auch noch ein vollkommen anderes – und damit
glückliches – Ende verpassten.
Der damals noch unbekannte Hauptdarsteller Jean-Marc Barr avancierte mit
seiner Rolle des introvertierten, selbstzerstörerischen Tiefseetauchers
Jacques Mayol in Frankreich über Nacht zum Star: „Plötzlich war ich
Teenie-Idol und bekannt wie Micky Maus,“ so Barr Jahre später in einem
Interview. Obwohl Kritiker dem charismatischen Schauspieler eine
internationale Karriere im Filmgeschäft voraussagten, konnte Jean-Marc
Barr trotz vielfacher Anstrengungen nie mehr so einprägsam in
Erscheinung treten wie in Luc Bessons Unterwasser-Epos. Für Jean Reno
hingegen, der bis dahin ebenfalls noch nicht sehr bekannt war, wurde IM
RAUSCH DER TIEFE der Auftakt zu einer langen, erfolgreichen
Schauspielerkarriere.
Wir zeigen den Film in einer 70mm-Kopie der deutschen Erstaufführung mit
6-Kanal Dolby Stereo Magnetton.
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THE BIG BLUE was the first English
language movie for French director Luc Besson, only 29 back then. Since
childhood Besson was fascinated by the deep blue sea. As an 8 year old
boy he would dive for hours watching Dolphins while living on Manganari,
an isolated Greek island. Two years later he made contact with a dolphin
off the Moroccan coast. No wonder he had the urge to develop a movie in
which the main character prefers to communicate with dolphins rather
than people. He was initially unsure of whom to cast in the main role of
Jacques Mayol. He initially offered the role to Christopher Lambert,
Mickey Rourke, Matthew Modine, Mel Gibson and Gerard Lanvin, none of
whom accepted the role. He even considered himself for the role until
someone suggested Jean-Marc Barr. Besson himself has a cameo appearance
as one of the divers in the film. THE BIG BLUE was the most financially
successful French film of the 1980s, selling 9,193,873 tickets in France
alone, and played in French theaters for a year. It was nominated for
several César Awards and won the award for Best Music Written for a Film
(Eric Serra) and Best Sound in 1989.
Besson dedicated the film to his daughter Juliette who required surgery,
having become ill whilst he was working on the film.
When THE BIG BLUE, or LE GRAND BLEU as it was titled in France, hit
theatres in 1988, it did it with no less than three versions. The French
version did run for 132 minutes, the European version (minus France) did
run 118 minutes which also was the running time for the American
version. However, the American version did feature a complete different
score and a complete different ending. This awful American version, by
the way, was lateron released on laserdisc in the USA. After being a
smash hit in Europe Luc Besson released an even longer version of his
film, which runs for almost 170 minutes and which was shown
theatrically. The shorter version, however, was the only one blown up to
70mm as far as I know. And that will be the version we are screening
this afternoon – German dubbed, but complete with the Eric Serra score
and its original ending.
A word of warning to all those among you who are hypersensitive. When I
took a girl with me to see THE BIG BLUE at Stuttgart’s premium 70mm
theatre, the Atrium, back in 1988, I wasn’t aware of her being
hypersensitive. This resulted in her getting breathing problems during
the spectacular diving sequences in this movie and she almost drowned!
Afterwards she told me that I should never ever take her to a film like
this again. In the mean time, however, she has got a much bigger
problem: she married me! And to make things even worse – she is with us
in the auditorium today, ready to drown a second time!
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"TSCHITTY TSCHITTY BÄNG BÄNG" /
"Chitty Chitty Bang Bang" 16:00
Written by Udo Heimansberg
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Udo Heimansberg
introducing "Chitty Chitty Bang Bang"
Nachdem Gert Fröbe bereits mit den Produzenten Harry Saltzmann und
Albert Broccoli zusammengearbeitet hatte (er war der bislang beste Bond-Bösewicht
Auric Goldfinger und der Einzige, der dem Film seinen Namen gab!) lag es
nah, dass man ihn für den Baron Bomburst in Chitty wieder fragen würde.
Kurz nach Vertragunterzeichnung bei der Royal Premiere von DIE
TOLLKÜHNEN MÄNNER IN IHREN FLIEGENDEN KISTEN wurde er von der Queen
gefragt, was er als nächstes spielen würde. Fröbe antwortete: „Einen
Baron“. Darauf die Queen: „Einen guten oder einen bösen?“ Fröbe: „Einen
deutschen!“ Pause. Dann ein nachdenklich gehauchtes „Aha!“. Vielleicht
dachte sie an die enge Verwandtschaft der Königlichen Familie mit
deutschen Adelshäusern?*
So hatte der ehemalige Zwickauer Theatermaler in den 60er Jahren eine
steile Karriere im internationalen Film. Sein Baron Bomburst, der
ständig versucht, sich seiner Frau zu entledigen und die Kinder aus
seinem Reich in den Untergrund verbannt, ist einer der Höhepunkte des
Films.
Sein Handlanger, der Kinderfänger, ist dagegen wirklich böse und ein
äußerst unangenehmer und düsterer Charakter, perfekt gespielt von Sir
Robert Helpman. Er spielte in den Filmen von Powell & Pressburger DIE
ROTEN SCHUHE und HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN und war der böse Prinz Tuan in
Nicolas Rays 55 TAGE IN PEKING. „Sir Bobby“ war Theater- und
Filmschauspieler, Choreograf, Tänzer und Regisseur. Er lebte seine
Homosexualität schon in der 40er Jahren ungewöhnlich offen.
Ein Ausnahmeschauspieler, der in CHITTY den Kindern wirklich Angst
einjagt!
In weiteren wichtigen Nebenrollen sind zu sehen: Der britische Komiker
Benny Hill (mit deutschem Akzent), Lionel Jeffries, überdreht wie immer
als Opa Potts. Desmond Llewelyn, „M“ aus den Bond-Filmen ist dabei,
ebenso James Robertson Justice, der Gelegenheitsschauspieler mit dem
bewegten Leben: Er promovierte in Bonn, kämpfte als überzeugter
Sozialist im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco und hatte seinen
Einstand als Schauspieler in einem Stück von Peter Ustinov, mit dem ihn
eine lebenslange Freundschaft verband. Barbara Windsor, die
berühmt-berüchtigte Blondine aus den „Carry-On“-Filmen (Vorbild für den
Typ Ingrid Steeger in Klimbim) spielt die Freundin des armes Mannes, der
Caratacus Haarschneidemaschine ausprobiert. Und eines der Kinder, die im
Untergrund leben, ist Phil Collins. Genau hinsehen!
Die Hauptrollen sind besetzt mit dem Star aus dem Welterfolg MARY
POPPINS, Dick van Dyke, der hier seinen kuriosen Cockney-Akzent etwas
verbessert hat. Er ist ein symphatischer Caractacus Potts mit
eigenständigen Charakterzügen und kein Abklatsch von Bert, dem
Schornsteinfeger (Seine Erfindungen sind herrlich skurill und bizarr,
sie wurden geschaffen von Rowland Emett).
Leider ist die Heroine Sally Ann Howes keine Julie Andrews, ihr fehlt
jegliche Ausstrahlung und sie ist einer der Schwachpunkte des Films.
Das Drehbuch, nach der Romanvorlage von Bond-Autor Ian Fleming, stammt
von Roald Dahl.
Er schrieb die Drehbücher zu MAN LEBT NUR ZWEIMAL, DAS HAUS DER SCHATTEN
und der Erstverfilmung von CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK. Von ihm
stammen die, ebenfalls verfilmten, Kinderbücher JAMES UND DER
RIESENPFIRSICH, HEXEN HEXEN, MATILDA und DER PHANTASTISCHE MR. FOX.
Ken Adam, der die meisten Bond-Film-Dekorationen gestaltete, konnte sich
in CHITTY austoben: Bemerkenswert die Bonbonfabrik von Lord Scrumptious
(übersetzt sowohl fabelhaft als auch knusprig!) und der Ballraum in
Vulgarien, in dem die überalterte High Society nach einem gemächlichen
Walzer tanzt, ist, zusammen mit den herrlichen Kostümen von Joan Bridge
und Elizabeth Haffenden („Ben-Hur“), eine wunderbare Mischung aus
Fellini und „Tanz der Vampire“!
Doch der wahre Star des Films ist natürlich Chitty: Ein herrlicher, für
den Film gebauter Oldtimer, der noch heute existiert : 2012 wechselte
dieses Original den Besitzer- für stolze 850.000 Dollar!
Gekauft hat ihn „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson! Vielleicht
fliegen die Hobbits im dritten Teil damit nach Mittelerde…
Wie bereits im Film ist der Wagen zugelassen auf GEN11.
GEN11 steht so schon im Buch von Ian Fleming: Gen steht für das
lateinische Genii (mystische Schutzgeister, ähnlich dem arabischen
Dschinn). Chitty hat einen Ford 3000 V6 Motor und Jackson freut sich auf
seine erste Ausfahrt: „Chitty kann fliegen, sie konnte es und sie wird
es wieder!“ (Aus dem englischen Originaltext ergibt sich, dass Chitty
weiblich ist. „She can fly!“)
Es gab insgesamt 5 Chittys für den Film, entworfen von Ken Adam und
Rowland Emett, einmal das Original, dann eine etwas kleinere
beweglichere Version und drei Modelle. Später gab es noch lizensierte
Nachbauten (GEN22) von Fans, einer davon wechselte gerade in England den
Besitzer für 500.000 Pfund!
Für die Bühnenfassung wurde dann erneut ein Chitty gebaut: Mit Kosten
von 750.000 britischen Pfund das bisher teuerste Bühnenrequisit aller
Zeiten!
Die Außenaufnahmen in 70mm Super Panavision fanden in Rothenburg ob der
Tauber, Dinkelsbühl und auf Schloß Neuschwanstein statt, an der Kamera
stand der 70mm-erprobte Christopher Challis (DIE TOLLKÜHNEN MÄNNER). In
den Pinewood-Studios wurden die Innenaufnahmen gedreht.
Die Kritik reagierte verhalten bis vernichtend.
Beispiele: „Diese zweieinhalb Stunden überzuckerter Schrulligkeiten
dürften selbst dem Unempfindlichsten den Magen umdrehen.“ Schrieb das
Monthly Film Bulletin.
Oder: „Ein weiterer musikalischer Rohrkrepierer im Gefolge von 'The
Sound of Music' und 'Mary Poppins'." Befanden Ronald M. Hahn, Volker
Jansen, Norbert Stresau: Lexikon des Fantasy-Films.
Heute urteilt man da schon etwas differenzierter:
"Dieses überlange und unerhört teure Märchen-Musical teilte zusammen mit
dem zwei Jahre zuvor entstandenen „Doctor Doolittle“ [sic!] das
Schicksal, an den Kinokassen einen fürchterlichen Reinfall zu erleben,
was aus heutiger Sicht eigentlich nicht ganz verständlich ist, denn
Tschitti Tschitti Bang Bang ist eine in jeder Hinsicht amüsante und
liebevoll gestaltete Fantasy-Geschichte voller skurriler Einfälle und
perfekter Trickaufnahmen. (...) bonbonfarbenes Musical, das außer dem
titelgebenden Song Chitty Chitty Bang Bang nur wenige schmissige
Melodien enthält (...)." - -jg- in: Das große TV Spielfilm Filmlexikon.
Digitale-Bibliothek- Sonderband (CD-ROM-Ausgabe)
Nicht nur das DOCTOR DOLITTLE mal wieder falsch geschrieben ist- die
Beurteilung der Musik kann ich nicht nachvollziehen. Womit wir bei der
wichtigsten Komponente des Films angelangt wären:
+THE BOYS
Die Sherman-Brothers
Robert Bernard Sherman (*19.12.1925 in New York City, +5.3.2012 in
London) und dessen Bruder Richard Morton Sherman (*12.6.1928 in New York
City). Ihr Vater, Al Sherman, war ebenfalls ein bekannter Songschreiber
von Tin Pan Alley und stammte, wie George Gershwin und Aaron Copland,
von russisch-jüdischen Emigranten ab. (Gewisse Elemente der
russisch-jüdischen Folklore finden sich in ihren Songs, wie z.B. „Feed
The Birds“ (dem Lieblingslied von Disney, welches auch auf dessen
Beerdigung gespielt wurde) oder „Chim,Chim,Cheree“- einem positiven,
lebensbejahenden Lied in Moll!).
Seit 1961 arbeiteten die Beiden („The Boys“) für Walt Disney, ihr erster
Filmsong war „THE PARENT TRAP“, gefolgt von „WINNIE POOH“ , „MERLIN UND
MIM“ und ihrem ersten, durchschlagenden Erfolg, der mit 2 Oscars
ausgezeichnet wurde: MARY POPPINS. Lieder wie „Chim,Chim,Cheree“, „A
Spoonful Of Sugar“ oder „Feed The Birds“ wurden zu Evergreens, ganz zu
schweigen von „Supercalifragilisticexpialidocious“. 2004 wurde aus dem
Filmmusical dann auch ein Bühnenmusical, zunächst in London, dann am
Broadway, wieder mit durchschlagendem Erfolg!
Auch legendär ihre Songs im DSCHUNGELBUCH, u.a.: „Trust In Me“, „I Wanna
Be Like You“, „Colonel Hathi´s Parade“.
Der 3 Jahre ältere Robert meldete sich mit 17 Jahren freiwillig zur
Armee weil er „Deutsche töten“ wollte. Von seinen Kriegserlebnissen (ein
zerschossenes Knie, die Befreiung von Dachau und der Anblick des Grauens,
Zerstörung und Tod) hat er sich nie befreien können. Er war der Ruhigere
der beiden Brüder, der Introvertierte. Er arbeitete ständig an seinem
großen amerikanischen Roman, der vor einigen Jahren doch noch einen
Verleger fand: MOOSE. Er widmete sich der Malerei, hatte zahlreiche
Ausstellungen. Das die teils melancholische Musik zu „Zuckermanns Farm“
(Charlotte´s Web) zu seiner Liebsten gehört, wundert da nicht.
Richard war der Optimist und Lebenskünstler- Robert sparsam und
knauserig, Richard gab es mit vollen Händen aus. Er war der
Extrovertierte, der Showman. In allen Features ist er der, der redet und
mit Inbrunst (meist falsch) singt. Er komponierte auch die Songs, in
frühen Jahren mit anderen Partnern. Mit seinem Bruder hatte er selten
Kontakt, die beiden waren in den letzten Jahrzehnten zerstritten, ohne
genau zu wissen, warum. Die Familien litten darunter und die jeweiligen
Söhne versuchten des Öfteren, diesen Zustand zu ändern- mit
unterschiedlichem Erfolg. So fröhlich wie ihre Lieder, die den Menschen
so viel Freude bringen sollten, war das wirkliche Leben der
Sherman-Brothers, wie so oft, nicht.
Vor CHITTY hatten sich die Beiden von den Disney-Studios getrennt.
Obwohl sie später noch für das Studio arbeiteten („Bedknobs &
Broomsticks“) war es für sie- nach dem Tod von Walt Disney- nie wieder
so wie vorher. Zumal neue Teams, die mehr dem „Zeitgeist“ huldigten,
ihnen ihre Position als Erfolgsduo streitig machten.
Da kam das Angebot von Albert Broccoli genau zur rechten Zeit: CHITTY
CHITTY BANG BANG war nach Roberts Geschmack und Richard wurde überredet.
Mit frischem Elan und voller Kreativität ging´s ans Werk: Mit dabei der
musikalische Leiter von MARY POPPINS, Irwin Kostal.
Das Titellied ist ein Ohrwurm, den man so schnell nicht wieder los wird.
Daneben gibt es noch wunderbare und unvergessliche weitere Titel wie „Hushabye
Mountain“, „Doll On A Music Box“ oder „The Roses Of Success“. Für „Me Ol´
Bamboo“ wurden so viele Xylophone verwendet, dass in ganz London kein
Xylophon-Spieler mit Instrument mehr aufzutreiben war.
Nach MARY POPPINS dürfte CHITTY das erfolgreichste Filmmusical der
Brüder sein- viele Songs der beiden Shows gehören in angelsächsischen
Ländern inzwischen zum nationalen Liedgut- ohne das jemand die Autoren
kennt. Ein weitaus bekannterer Andrew Lloyd Webber dürfte weitaus
weniger dazu beigetragen haben…
Der Erfolg des Films und seiner Musik führte 2002 zu einer Neuauflage im
Londoner Westend: CHITTY kam ins Theater, mit neuen Songs, natürlich von
den Boys. Nach 3 ½ Jahren wurde die Show abgesetzt: Rekord: Sie lief am
längsten und nahm 70 Millionen Pfund ein!
Richard starb am 6. März 2012. Robert ist weiterhin aktiv, er war einer
der Songwriter bei LITTLE NEMO, 2011 erneut beteiligt an WINNIE THE
POOH. Es geht also weiter mit den „Roses Of Success“!
Udo Heimansberg, August 2013.
+Film: THE BOYS
May 22, 2009, The Boys: the Sherman Brothers’ Story, a critically
acclaimed documentary film about the pair. The film was directed and
produced by their sons, Gregory V. Sherman and Jeff Sherman, and
distributed by Walt Disney Pictures.
*Gert Fröbe: “Auf eine Neues, sagte er…” Albrecht Knaus Verlag, 1988
ISBN 3-8135-0701-7
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CHITTY CHITY BANG BANG
After Gert Froebe worked together with producers Harry Satzman and
Albert Broccoli (he was the heavy Auric Goldfinger, who gave the third
James-Bond-movie its title) it was an easy task for them to cast their
Baron Bomburst in Chitty Chitty Bang Bang. After he signed the contract,
Froebe attended the Royal Premiere of Chitty in London and was asked by
Her Majesty, Queen Elizabeth II. what he planned to do next. “I play a
baron!”, he answered. “A good or a bad one?”, her Majesty asked him.
Froebe: “A German one!”. Short pause. Then came a thoughtful: “I see!”.
Maybe, she remembered their families German-aristocratic roots!
So this former scene-painter from the small town Zwickau in east-Germany
made a career in international motion picture business. His Baron
Bomburst, dictator of Vulgaria, notoriously trying to get rid of his
wife (Anna Quale), is a quite lovable villain. Just another kind of evil
character is the child-catcher, played by Sir Robert Helpmann (born with
one “n”, but changed to two because of avoiding 13 letters!), he worked
for Michael Powell and Emeric Pressburger in films like “The Red Shoes”
or “Tales Of Hoffmann” and Nicholas Ray in 55 Days At Peking as Prince
Tuan, a similar unpleasant character. Sir Bobby was dancer, choreograph
and actor, living his homosexuality quite openly since 1938. In “Chitty”
he really scares the young audience!
In important supporting roles we find the British comedian Benny Hill as
the Toymaker with a heavy German accent, Lionel Jeffrey as always
enjoyable over the top as the British eccentric, Desmond Llewelyn, “Q”
from the Bond-movies (not “M”, as I wrote in the Karlsruhe program,
sorry!) is with us as well as James Robertson Justice as Lord
Scrumptious, the close friend of Peter Ustinov, fighting as socialist in
the Spanish Civil War, studied in Bonn (Germany), and never enjoyed
acting lessons. Barbara Windsor was the female lead in most of the
“Carry On”-films and if you look carefully you might find Phil Collins
as one of the children living in the dungeons of Vulagaria!
Dick van Dyke, the star from “Mary Poppins”, is Caractacus Potts, the
Inventor, and he gives a lovable performance. His British accent has
improved since “Poppins”, but is still a bit strange. Caractacus´
character is quite different from “Poppins” Bert, but Dick van Dyke is
always Dick van Dyke for the benefit of any film of this kind. On the
other hand Sally Ann Howes as Truly Scrumptous (!) is not a Julie
Andrews and therefor lacks warmth and authenticity.
As for the children: Heather Ripley is perfect, Adrian Hall lost beside
her. She told in interviews about her difficulties at school after
“Chitty”: ”They occasionally sang "Chitty Chitty Bang Bang" at me.'' In
a nice way? “It's not really possible to sing "Chitty Chitty Bang Bang"
in a nice way.'
The script was written by Roald Dahl after a novel by Ian Fleming of
Bond-fame. Beside “You Only Live Twice” he wrote a lot of children´s
stories turned into films like “Charlie And The Chocolate Factory”,
“James And The Giant Peach” and “The Fantastic Mr. Fox”.
Ken Adam joined in as a Bond-Teamster, creating fantastic sets as the
Scrumptious sweets factory, the castle in Vulgaria or the home of the
Pott´s. The lavish costumes were designed by Joan Bridge and Elizabeth
Haffenden, Academy-Award-winners for “Ben-Hur”.
But the real star of the film is, by any means, Chitty herself. 2012
Peter Jackson, the director of “Lord Of The Rings” and “Hobbit” bought
her for 850.000$ and claims she actually can fly- maybe we´ll see the
Hobbits in part III flying down to Middle Earth in “Chitty”…
The car is actually licensed since 1968 as GEN11. GEN comes from the
latin “Genii” and means a guardian spirit as in the Arabic “Djinn”. She
has a Ford 3000 V6 engine and is in fact female, because it claimed in
the film and by Peter Jackson: “She can fly!” There were in fact five
“Chittys” build for this movie, designed by Ken Adam and Rowland Emett
(who also “invented” all the inventions of Caractacus in the film!): The
original size, a smaller one and three models. For the stage musical in
London 2002 they built another “Chitty”: 750.000 British pound made her
the most expensive prop ever built for the theatre!
The exteriors were filmed in 70mm Super Panavision by Christopher
Challis (“Those Magnfificent Men In Their Flying Machines”) in
Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl and on Schloß Neuschwanstein, all
located in Bavaria. Interiors were of course filmed at Pinewood!
“The Boys”
Responsible for songs and musical score were three of the most famous
names in film-musicals of the 60s: Robert Bernard Sherman (*19.12.1925
in New York City, +5.3.2012 in London), Richard Morton Sherman
(*12.6.1928 in New York City) and Irwin Kostal (* 1. Oktober 1911 in
Chicago, Illinois; † 23. November 1994 in Studio City, Los Angeles,
Kalifornien). The Sherman´s father was a famous songwriter of his own
and had the same Russian-Jewish ethnic background as colleagues like
George Gershwin or Aaron Copland. You will find many folkloristic
elements in their songs, like “Feed the Birds” or “Chim Chim Cheree”- an
optimistic song written in a minor key!
Since 1961 both worked for Walt Disney (their infamous catchy
Theme-Park-Song “It´s A Small World After All” is an ear-worm!) and
wrote many theme songs like “The Parent Trap”, “Winnie The Pooh”,
animated films like “The Sword In The Stone” or “The Jungle Book”. Their
first real big hit was of course “Mary Poppins”.
Richard was an optimistic hedonist (he still is, I suppose), Robert more
introverted. He enlisted as a 17-year-old in the army in 1942 “to kill
Germans”. He was badly wounded, got a shot in his knee and saw many
unbearable cruelties of war, among those the liberation of the Dachau
Concentration Camp.
The brothers work on one hand did not automatically mean a common social
life. In fact they separated for decades, as did their families, and
occasionally met for working together. Real life was not as funny as in
a typical Sherman-Brother-Song.
Richard always dreamed of writing THE great American symphony, which he
never did, and Robert dreamed of writing THE great American novel. He
after all wrote “Moose” which was published a few years ago and gained
fate as painter with exhibitions around the world. But both will live
forever with their immortal songs…
Before “Chitty” they quit the Disney Studios after Walt´s death. He
always called them his “Boys” and their song “Feed The Birds” was not
only Disney´s favorite but also performed at his funeral.
Then came the offer to create a new film musical with “Chitty” and both
enthusiastically met the challenge. Again working with their musical
director from “Mary Poppins”, Irwin Kostal, they created something very
special with more songs, like “Mary Poppins”, on a very high level but
also very popular. “Hushabye Mountain”, “Doll On A Music Box”, or “Roses
Of Success” became big hits beside the title song. For “Me Ol´ Bamboo”
Kostal employed 20 Xylophones- there could have been more, but there
were no instruments and players left in London… (This is a highlight in
this film when presented in 6-track-stereophonic sound!)
Although Robert died in 2012, Richard is still active in film business:
“Little Nemo” and, again, “Winnie The Pooh”. The “Roses Of Success” are
still flourishing!
Udo Heimansberg, September 2013
Film: THE BOYS
May 22, 2009, The Boys: the Sherman Brothers’ Story, a critically
acclaimed documentary film about the pair. The film was directed and
produced by their sons, Gregory V. Sherman and Jeff Sherman, and
distributed by Walt Disney Pictures.
*Gert Fröbe: “Auf eine Neues, sagte er…” Albrecht Knaus Verlag, 1988
ISBN 3-8135-0701-7
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"UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART"
/ "Close Encounters of the Third Kind" 20:30
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If you carefully watched Joe Dante’s 1984
movie GREMLINS, you may have noticed one of its many inside jokes, one
which directly connects it to the film we are about to see. During one
scene in GREMLINS the characters are walking by a cinema. On its marquee
you can even read the titles of the films playing. One of the titles is
WATCH THE SKIES, which are not only the final words in the 1951 horror
movie THE THING FROM ANOTHER WORLD, but which also was the working title
for Steven Spielberg’s 1977 blockbuster CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD
KIND, a ground breaking movie for the genre of science-fiction, with the
emphasis lying on „science“.
CLOSE ENCOUNTERS was a long-cherished project for Spielberg. In late
1973, he developed a deal with Columbia Pictures for a science fiction
film. Though Spielberg received sole credit for the script, he was
assisted by Paul Schrader, John Hill, David Giler, Hal Barwood, Matthew
Robbins, and Jerry Belson, all of whom contributed to the screenplay in
varying degrees. Both Hal Barwood and Matthew Robbins appear in the film
playing two World War II pilots.
The film’s title is derived from ufologist J. Allen Hynek's
classification of close encounters with aliens, in which the third kind
denotes human observations of actual aliens or "animate beings". J.
Allen Hynek also makes a cameo appearence at the end of the film,
wearing a beard and smoking a pipe
According to producer Julia Phillips, she and the studio did not want to
meet Richard Dreyfuss' price of $500,000 plus gross points to play Roy
Neary and offered the script to Al Pacino, Jack Nicholson, and Gene
Hackman. Pacino wasn't interested, and Nicholson thought that any actor
would be overwhelmed by the special effects. Hackman turned down the
role because he was in a troubled marriage and could not spend 16 weeks
outside of Los Angeles on location-shooting. The studio suggested James
Caan, but his agent wanted $1 million plus 10% of the gross. Phillips
went back to Dreyfuss and cut his deal back a bit, and he became
immortalized on film as Roy Neary.
No one was more surprised than Steven Spielberg himself when his first
choice to play the Frenchman - François Truffaut, one of Spielberg’s
favorite film directors - said yes to appearing in his first American
film. Truffaut made it quite clear from the beginning that he would be
working strictly as an actor, and he had no interest in helping out as
an assistant director. His role, Claude Lacombe, is based on real-life
French UFO expert Jacques Vallée.
Cinematographer Vilmos Zsigmond overexposed the scenes with the
extraterrestrials deliberately so they would appear fuzzy and diffuse.
When producer Julia Phillips saw the footage, she thought he'd made a
mistake and ordered the film re-processed so that the aliens came out
with a normal contrast, and their rubber heads and suits were obviously
fake. She then told Zsigmond he'd botched up the filming and it looked
awful. The upset Zsigmond told the lab to reprocess the film the way he
originally said and everything looked fine in dailies the next day.
Douglas Trumbull was the visual effects supervisor, while Carlo Rambaldi
designed the aliens. Trumbull joked that the visual effects budget, at
$3.3 million, could have been used to produce yet another film in
addition to this one. He created the cloud effects by injecting white
paint into tanks of salt and fresh water. His work also helped lead to
advances in motion control photography. The mother ship was designed by
Ralph McQuarrie and built by Greg Jein. The look of the ship was
inspired by an oil refinery Spielberg saw at night in India. As a subtle
in-joke, Dennis Muren (who had just finished working on STAR WARS) put a
small R2-D2 model onto the underside of the mothership. Not the only
reference to STAR WARS, by the way. In the scene where Ronnie cuts out a
newspaper article about the UFO sightings, the night after Roy's first
glimpse of the UFOs, an article on STAR WARS appears on either side of
the UFO article.
Since CLOSE ENCOUNTERS was filmed anamorphically, the visual effects
sequences were shot in 65mm film to better conform with the 35mm film
used for the rest of the movie. A test reel using computer-generated
imagery was used for the UFOs, but Spielberg found it would be too
expensive and ineffective since CGI was new technology in the mid-1970s.
As with every Spielberg film, John Williams came on board as the film‘s
composer. This led to the situation that Williams became his own
competitor at the Academy Awards because both STAR WARS and CLOSE
ENCOUNTERS were nominated the same year for „Best Original Score“.
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Lassen Sie mich zum Abschluss unseres
superbreiten Filmfestivals ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.
Erinnern Sie sich noch an den Trailer, mit dem uns Filmfans 1978 der
Mund wässrig gemacht wurde für CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND? Wie
die Kamera einer dunklen Landstraße folgt, an deren Ende plötzlich
gleißendes Licht erscheint? Dieser Trailer war bemerkenswert in
jeglicher Hinsicht. Nicht nur war er im CinemaScope-Format und
mindestens doppelt wenn nicht gar dreimal so lang wie herkömmliche
Trailer, auch enthielt er kaum Szenen aus dem Film selbst, dafür aber
Interviewsegmente und Bilder seiner Macher. Für mich mit meinen damals
gerade einmal 20 Lenzen auf dem Buckel war das schon ziemlich
sensationell, da vollkommen ungewöhnlich, und ich fieberte dem Kinostart
ungeduldig entgegen. Dabei hatte ich gerade erst meine erste Begegnung
mit STAR WARS hinter mir, für den ich extra nach Frankfurt reiste, um
ihn in 70mm zu sehen. Vier Wochen danach war es dann soweit: mit dem
etwas gewöhnungsbedürftigen Titel UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART
ging Spielbergs Science-Fiction-Epos in Deutschland an den Start. Ich
wusste, dass der Film in München in 70mm zu sehen war, doch ließ mein
Budget damals nicht noch eine weitere Kinoreise zu. So begnügte ich mich
mit den örtlichen Einsätzen in Stuttgart. Immerhin wurde der Film dort
ergänzend zur deutschen Fassung auch in der englischen Originalfassung
angeboten. Das Kino war zwar erschreckend klein und verfügte nur über
monophonen Lichtton, dafür aber eben die O-Ton-Fassung ohne störende
Untertitel. Doch weder der fehlende Stereoton noch das kleine Bild
konnten mein Kinoerlebnis trüben – ich war begeistert. So sehr sogar,
dass ich mir den Film in den folgenden Tagen noch öfters angesehen habe.
Das war genau die Mischung aus Science und Fiction, die mir gefiel und
dazu noch perfekt umgesetzt. Ganz zu schweigen von John Williams‘ Musik,
die mir persönlich weitaus besser gefiel als seine Partitur zu STAR
WARS. CLOSE ENCOUNTERS war für mich der Film des Jahres. Der Zufall
wollte es, dass ich noch im Sommer desselben Jahres zum ersten Mal nach
London reiste. Kaum in meiner Unterkunft eingecheckt, war ich auch schon
unterwegs auf Erkundungstour. Primär natürlich, um die vielen Record
Shops zu finden, die die neuesten Soundtracks zum Kauf anboten. Aber
natürlich auch wegen der Kinos. Das Odeon am Marble Arch lag nicht
unweit von meinem Hotel entfernt und so war es das erste Kino, das ich
in London entdeckte. Ich konnte es nicht fassen: CLOSE ENCOUNTERS war
dort immer noch in mehreren Vorstellungen täglich zu sehen! Nicht
wissend, in welchem Format der Film dort gezeigt würde, holte ich mir
spontan ein Kinoticket für die nächste Vorstellung. Hier erwartete mich
meine ganz persönliche Kinobegegnung der dritten Art: nämlich Kontakt
mit einem echten Kino! Wer das Odeon Marble Arch noch kennt, der weiß,
wovon ich spreche: tief gekrümmte, riesige Bildwand und 1500 Sitzplätze.
Wow! Dazu ein absolut überwältigendes Bild- und Tonerlebnis im
70mm-Format und mit 6-Kanal Dolby Stereo Magnetton. Grandioser konnte
Kino nicht sein! Ich muss vermutlich nicht extra erwähnen, dass ich mir
CLOSE ENCOUNTERS dort gleich ein zweites Mal angesehen habe. Das Odeon
Marble Arch war für mich von da an immer erster Anlaufpunkt bei
Stippvisiten in London – bis es in den 1990er-Jahren zu meinem größten
Bedauern in ein kleines Multiplex umgewandelt wurde.
Ich habe CLOSE ENCOUNTERS noch ein drittes Mal in London gesehen: 1980,
als Steven Spielberg seine „Special Edition“ in die Kinos brachte. Für
die damalige Zeit ein echtes Novum, gibt es heutzutage kaum einen
Blockbuster, der nicht mit einer „Extended Version“ zumindest auf
Heimkinomedien veröffentlicht wird. Damals war so etwas sogar noch im
Kino möglich. Und bei CLOSE ENCOUNTERS sogar im 70mm-Format. Mit dieser
„Special Edition“ war ich jedoch nicht restlos zufrieden, ich empfand
sie als reine Geldmacherei, womit ich sicherlich nicht ganz daneben lag.
Übrigens ist Spielberg selbst inzwischen der Meinung, dass diese Version
eigentlich vollkommen unnötig war. Gemacht hatte er sie damals
eigentlich nur, weil auf Drängen von Columbia der geplante Kinostart des
Originalfilms von Sommer 1978 auf November 1977 vorverlegt wurde und
Spielberg dadurch vieles am Originaldrehbuch abändern musste.
Ich freue mich, dass wir heute Abend noch einmal jene Fassung sehen
dürfen, die mich damals begeisterte – wenn auch Deutsch synchronisiert
und ohne Dolby Rauschunterdrückung. Have fun and watch the skies!
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Updated
22-01-25 |
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